Ulrich in Afghanistan 1971

back Teil 2

Eigentlich wollten wir nur eine Reise nach Jugoslawien machen, meine Freundin Gabi und ich. Die ganze Küste ging es hinunter bis Ulcinc. Dort ging es ja nicht mehr weiter am Meer, weil Albanien „im Weg“ war. Am Ortsausgang standen zwei Tramper mit unheimlich langen Haaren. Tracy aus Cleveland und Michael aus Omaha stiegen zu. Wir fuhren weiter nach Süden und erreichten Griechenland noch in der Nacht. Da stand ein Schild, Istanbul 450 Kilometer. Ich überredete Gabi, doch mal einen Fuß in den Orient zu stellen.

An der Sultan Ahmed Moschee standen dann ganz viele Hippieautos, sie kamen aus Indien, Persien, Afghanistan und hatten die tollsten Erlebnisse. Inzwischen hatten wir uns mit den beiden Amerikanern angefreundet und fassten den Entschluss, weiter gen Osten zu fahren. Wir teilten uns die Reisekosten, bei 25 Pfennig für Sprit keine große Ausgabe.

Über Ankara ging es weiter , Erzurum, Ercincan, die Straße wurde abenteuerlich mit jedem Kilometer. Der Ararat kam in Sicht, was für ein prächtiger Berg. Iran Hududu die Grenze nach Persien. Nach Teheran war es nicht weit, die Straßen wieder gut. Dann krabbelten wir die Berge vor Mesched hoch und jemand zeigte uns einen falschen Weg. Immer höher ging es hinter unserem Führer her. Plötzlich stoppte uns ein anderer Autofahrer mit Pickup. Wohin wollt ihr, fragte er uns...

Als er erfuhr, dass wir nach Mesched wollten, sprach er scharf zu dem Fahrer vor uns, der sich darauf rasch verzog.

"Ihr könnt mir glauben, ich bin Christ,"

sagte er. Ich hörte auf meinen Bauch und wir folgten jetzt ihm, erst wieder eine ganze Weile über die Sandpiste bergab, dann bogen wir irgendwo in eine andere Straße. Er hielt und bat uns zu schauen. Zwischen den Bäumen, tief unten im Tal lag die gesuchte Stadt.


Bulli und Ulli in Afghanistan

In Mesched lernte ich orientalische Bürokratie kennen. Drei Tage warteten wir dort auf unsere Visa nach Afghanistan, denn da wollten wir jetzt unbedingt hin. Die erste Stadt war Herat, wo wir die Gastfreundschaft des Lehrers genossen. Er konnte etwas englisch und wir saßen fast eine Woche jeden Abend zusammen und sprachen über Gott und die Welt. Es trieb uns weiter. Am Ortsausgang stand auf einer kleinen Plattform ein zerlumpter Polizist, der uns als den einzigen Verkehr sehr heftig regulierte. Über Kandahar ging es weiter bis Kabul. Tracy und Michael wollten hier eigentlich aussteigen und weiter nach Indien ziehen, doch hatte sich Michael eine sehr üble Bronchitis zugezogen. Also hieß es nach fast fünf Monaten, schnell zurück in die Zivilisation.

In den Bergen vor Kandahar wurde das Auto immer langsamer...ich stellte die Hendrixmusik leiser und hörte die Maschine übel rappeln..dann stand der Bus. Oh je! Ein afghanischer Bus nahm uns an die Leine und zerrte uns mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Nacht.

„Mein Bruder hat eine Werkstatt“,

teilte er uns mit. Mitten in der Nacht landeten wir vor einer Lehmhütte. Werkstatt?

"Lass mich machen,"

 deutete mir der Monteur und wir gingen müde ins Hotel, das Bett für ca eine DM. Am nächsten Tag traf mich der Schreck, der Motor lag in alle Teile zerlegt auf dem Lehmboden, in der Mitte die Kurbelwelle, dann nach rechts und links weiter, die Pleuel, die Kolben, Ventile, Zylinder und die Köpfe, Bleche...eben wie auf einer Zeichnung für KFZ Schlosser. Mit der Kurbelwelle auf dem Arm fuhr der gute Mann im Bus nach Kabul und war am nächsten Abend mit der geschliffenen Welle zurück, alle Ersatzteile, wie ein neues Pleuel, Lager in Original VW Kästchen fanden wir auf dem Basar.

Am dritten Tag war der Motor fertig und wir traten den Rücksturz in die Zivilisation an. Unvergesslich dieses herrliche Reiseabenteuer mit unserem gelben Bulli. Die Dias habe ich abfotografiert mit der Digicam und bitte die mangelnde Qualität zu entschuldigen. Man beachte den Fleischer aus Kabul!


Man beachte den Fleischer aus Kabul!