back 2 "enlightenment" (III)

31. Der harte Weg

Swami Tyohar gibt nach seinem letzten silent Satsang vom Samstag endlich wieder - drei Tage später - seine unglaublichen Dachsitzungen.
Das Dach war voll bis auf den letzten Platz. Nach seiner Einleitung bestürme ich ihn:
"Zuerst habe ich gefragt, ob Du nicht deinen Satsang so legen kannst, dass ich die WRB nicht verpasse. Jetzt habe ich Deinen Satsang drei Tage vermisst. Denn ich habe hier mehr Göttlichkeit erfahren als mit den Videos. Ich bin also von Dir jetzt abhängig (addicted)."

"Von Wahrheit wird man gleich leicht abhängig."

"Na, das Problem löst sich, weil ich bald abfahre. Schlimmer ist, dass ich mit einigen, die hier ständig kommen, eine geheime Verbindung fühle. Wir lachen uns bei jeder Begegnung an. Ich sehe genau das Ego-Spiel dahinter, dass wir jetzt wirklich die wenig Auserwählten, die authentischer Wahrheitssucher sind. Ich will das Ego-Spiel nicht, aber es will nicht weichen."

"Sieh es Dir einfach an. Das reicht."



Erleuchtungstouristen im Ashram von Ponjaji, Lucknow '93

Ich lasse das Mikrofon wie eine heiße Kartoffel fallen. Es ist mir so klar, dass ich mich meiner dummen Frage fast schämst. Ich kaufe die MC als Dokument meiner zaghaften Entwicklung und blättere 100 Rps. vergleichsweise glücklich hin. Die 80 Rps. Kassetten im Ashram mit vierfarb Etikett sind professioneller. CDs gibt' s für 400 Rps. Osho lebt in Digital-Stereo weiter.

Sogar an Ma Fulwareis Tür habe ich mich zu klopfen getraut. Denn morgens hat sie mir erzählt, dass ihre Dusche kaputt ist. Also will ich ihr den Schlüssel geben, dass sie während der drei Stunden Satsang sich duschen kann.
"Nein, danke, ich kann doch im Ashram duschen."
Ich habe selbst nicht daran geglaubt, dass sie mein Geschenk annimmt. Aber erstaunlicher nach dem Satsang ist die veränderte Sicht zu ihr. Im Ashram wirkt die Zeit, das Kraftfeld dahin, dass es mich langsam auf Bett-Begleitung drängt.
Doch nach Tyohars Satsang will ich nur allein in das helle Licht des Zen-Restaurants über der German Bakery radeln, um meine innere Klarheit zu ringen. Daher schreibe ich diese pedantische innere Buchführung fort, beschreibe mein Selbst, um es zu finden.

Der Schreiber will sich über die empfangenen, frischen Eindrücke ein Bild machen, was ihn da wieder wie, wo erreicht hat oder erreichen sollte.

Ich weiß genau, der Weg zu dieser süßen Frau, auch wenn er wenige Tage nur noch währte, wäre von heilsamer Kraft, gäbe Halt im "Hier-und-Jetzt", würde vor allem der aus meinen Händen mir zu gleitenden Gesundheit einen Anker ins liebe Leben helfen werfen.

Weißt Du überhaupt etwas? Und auch noch genau? Wie will der was wissen, der sich nicht selbst kennt? Und die sich kennen, machen Dich glauben, dass sie nichts wissen.


Indische Arbeiter bei der Mittagspause im 
Ashram-Garten von Ponjaji (Lucknow '93)

Warum gehst Du diesen harten Weg mit Tyohar auf dem Dach, warum sehnst Du Dich so verbrennend süchtig nach dem Buddha in Dir? Es kann so nicht gehen, aber Du kannst auch nicht anders.
Es gibt dabei keine Entweder-Oder Entscheidung, niemals gibt es die. Der Weg schließt immer das Sowohl-Als-Auch ein. Und dafür sitzt Du bei Tyohar, dass er Dir den Weg weist. Schon den Ashram hast Du dabei verstehen, lieben und achten gelernt - auch wenn sich das spöttische Schreiben oft anders liest. Du spottest, weil Du liebst.
Tyohar schließt seinen Satsang mit einer Geschichte:

"Jesus trifft einen weinenden Blinden: Immer ist Nacht für mich, ich kann die Blumen nicht sehen.
Jesus streicht ihm über die Augen. Er ist geheilt und überglücklich.
Danach trifft Jesus auf einen jammernden Lahmen: Ich kann mich nicht durch das schöne Land bewegen.
Jesus heilt auch ihn. Überglücklich tanzt er geheilt von dannen.
Jesus trifft auf den nächsten Jammernden.
Was hast Du? fragt Jesus.

Ich bin Deutscher. 

Jesus setzt sich zu ihm und weint mit ihm."

Ma Fulwarei kam die kleine Straße zur Wohnung geradelt, als Du gerade das Haus verlässt. Wunderbar lockig fließen ihre frisch gewaschenen Haare über ihre zarten Schultern bis auf die Hüften. Wie ein Pelz, wuschelig, warm, zum Reinwühlen und Wegträumen, wie ein Vollmond-Tier aus Tagträumen, wie zu einer Göttin aus den wabernden Nebeln begehrlicher Gedanken verbinde ich mich mit ihr.
Es kann aber auch eine andere junge Dame ihrer Art gewesen sein, weil hier mehrere aus Japan, Taiwan oder Korea rumradeln.
Ich war in Gedanken meines Computer-Kopfes. Mein Gruß kam fast erst, als wir aneinander vorbeigefahren waren.
Der Mind ist nie im Jetzt, fällt mir dazu später ein. Wie hörtest Du Dich prahlen, dass Du glücklich mit Deinem Verstand lebst? Dein Körper sendet andere, verzweifeltere Signale. Aber welche?
Vielleicht versuchst Du folgendes: Nicht so hart mit sich sein, Liebe geben, Liebe empfangen, beide Wege verbinden, Tyohars Buddha-Suche, weibliche Ashram-Fürsorge.
Wenn meine Freundin Ma Veet Mimansa hält, was sie am Telefon von zu Haus aus verspricht, hast Du den Spaß spätestens in einer Woche - daheim. Sie hat es verdient, ihr habt Euch verdient.

32. Poona-Guide to Enlightenment or Malaria