11. Brücke in die nächste Welt

Der körperliche Verfall war Esther geistig überhaupt nicht anzumerken. Den Umzug Anfang Dezember in das neue gemeinsame Haus musste ihr Mann schon ohne Esther leisten, die derweil Pflege und Halt bei ihrer Mutter, Schwester sowie im Gebet fand.

Schon sehr früh suchte Esther in sakralen Räumen, Konzerten, Meditationen, Vorträgen und Veranstaltungen Ruhe und Entspannung. Dennoch hat sie sich zeitlebens in keiner geistigen Organisation oder politischen Orientierung festgelegt.

Esther erflehte sich vom Schicksal wie schon Ende Dezember 2006, als Vater und Tochter gemeinsam eine Kerze in der Kirche 14-Heiligen opferten, einfach nur Heilung, Heilung, Heilung. Dabei war Esther offen und neugierig, Rituale und Vorstellungen verschiedenster spiritÜller Richtungen zu testen, zu erfahren und zu nutzen. So erlebte und feierte sie mit ihrem ersten Mann Ingo schamanische Riten wie auch Meditationen nach der Art von Buddha oder Bhagwan Shree Rajneesh und islamische Rezitationen nach Maulana Scheikh Muhammad Nazim al-Haqqani. Gerne hätte sie auch noch eine mehrtägige Vipassana-Meditations-Gruppe gebucht.

Auch von ihrem letzten Kirchenkonzert mit der Musik von Bach erzählte sie mir immer wieder mit großer Rührung und Ergriffenheit. In ihrer sich vergewissernden Ahnung ihres Endes wuchs in Esther aus ihrer Herzenskraft eine Frömmigkeit, womit sie sich gleichsam eine Brücke in die nächste Welt baute.



Vater und Tochter opferten
Dezember 2006 eine Kerze ...


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