back 2 "enlightenment"

7. Das Interview

Der Disciple hat in der Gruppe immer ein wenig schlechtes Gewissen, Schuldgefühl, Unsicherheit. Die Meditationen-, Gruppen- und Einzelsitzungen sind so zahlreich, daß ein Leben nicht reicht, alle zu buchen. Der Bedarf an Helfern ist ebenfalls unermeßlich. Also besteht Gruppendruck, eins der Angebote anzunehmen. Schon der Besuch von Bar und Schwimmbad erfordert den roten Paß mit Lichtbild, Namen und Aufschrift:"OSHO MULTIVERSITY & CLUB MEDITATION"
Den erhälst Du nach einem Interview in der Plaza-Halle. Ma Ananda Sarita, "Fluß von Glückseligkeit", die langhaarige Schöne vom Pressebüro aus Rajneeshpuram führt das Gespräch mit dem herzigen Prädikat: "From Buddha to Buddha".
Die reizvolle Frau verdient alle Aufmerksamkeit. Nachdem sie bereitwillig erzählt, wie sie mit 50 Getreuen die Restabwicklung von Rashneespuram bis Anfang 1987 bewerkstelligte, flöten ihre sanften Fragen los:

 

"Du willst sicher wieder meditieren, nicht wahr?"
"Ja, meditieren will und werde ich wohl bis zum letzten Atemzug."
"Willst Du Gruppen machen?"
"Ja, vielleicht, mens liberation, aber ich weiß noch nicht genau."
"Willst Du Einzelsitzungen nehmen?"
"Die nehme ich mit persönlichen Partner, privat."
"Hast Du schon die Willkommens-Tour gemacht oder siehst Du Dich lieber allein um?" "Bisher habe ich mich allein umgesehen. Das mache ich meistens so, aber vielleicht mache ich auch die Tour". 

"Ja, die ist sehr schön, um etwas vertraut zu werden hier. Auch Deine Hilfe kannst Du hier vielfältig einbringen. Du lernst dann Leute und die Dinge hier kennen, was vieles bewegt." 

"Ja, das klingt sehr gut. Vielleicht mache ich das, aber jetzt war ich in dem Filmprojekt drei Tage und möchte viel ausruhen. Ich arbeite hart daheim."

Straßenlokal bei Prems, billiger als die Sekten-Kantine im Ashram

Sie gab mir beide Pfoten und hieß mich die Augen schließen. Mir wurde ganz warm, sie begann zu husten. Ich drückte ihre zarten Pfoten fester, sie zog sie zurück und hustete stärker. Erstaunt schlug ich die Augen auf, sie hüstelte: "Verzeih, ich habe einen Kloß im Hals,"
und befreite ihre Hände von meinen und ihre kratzende Kehle mit Husten. Sie ging, meinen Ausweis einzuschweißen, während eine schwarz Uniformierte Ma auf sie einredete.

Frohgemut ziehst Du gleichsam wie mit schwer errungener Beute ab. Ihr heiseres Husten klang noch auf, als es zur nächsten Hürde ging, ein Sicherheitsdepot eröffnen. Dafür zahlst Du 100 Rps. im Monat. Sie geben Plastikmappen mit fortlaufenden Nummern (7089) aus, nehmen Deinen bürgerlichen Namen auf und Du unterschreibst, dass sie für eventuelle Verluste, Durcheinander oder Diebstahl keine Verantwortung übernehmen.

In einen Papierumschlag steckst Du dann Deine Wertsachen. Den Umschlag unterschreibst Du mit Deinem Namen, Deiner Nummer (7089) und versiegelst ihn mit Tesafilm. Den Papierumschlag steckst Du in die Plastikmappe, die Du mit roter, anhängender Schnur verkordelst.

In der Schlange zur Abgabe übergibst Du Deine dergestalt verschlossenen und versiegelten Schätze. Einen verschwitzten Brustbeutel mit Travellerchecks, aber auch Pass, Geld und Flugticket kannst Du so gut gesichert abgeben. Für den schlechten Disciple reicht das schon wieder an Ashram-Energie.

mit olympus: Luxusmieten für Poona-Pilger

Der Fahrradverleih in der German Bakery vermietet Dir ein rappelndes Damenrad für 12,50 Mark im Monat. Die 41 Mark Pfand für die alte Möhre sind ärgerlich. Die behalten sie bei Verlust oder Totalschaden ein. Für Reparaturen in der Mietzeit kommst Du selber auf. Ein Schloss bekommst Du mit.

Zwei Schlüssel für den Ashram-Schrank, drei Schlüssel für die Haustüren, einer für die Scherengitter vor den Fenstern, ein Schlüssel für das Rucksackschloß machen zusammen sieben Schlüssel. Dieser Reisereichtum reicht.

8. Samadhi